Donnerstag, 11. April 2013




310 a  zum mittelalterlichen Besuch der Tempel -
Zitate von OSHO
(Sree Rajneesh)


das gesamte Verzeichnis der Khajuraho-Blogs ist am Ende von 310 b

 für die Zeichnung von Osho bin ich Harro Fromme aus Spaden dankbar


Die Grundlagen zu meiner Fantasie-Reise in das mittelalterliche Khajuraho stammen weniger aus den eigenen Erlebnissen und Beobachtungen, sondern vorwiegend aus Zitaten von OSHO:

Im Buch „The Tantra Vision“, Vol. II (1979):

Ein Frager hatte in einem Frankfurter Museum einen Raum mit vielen Buddha-Statuen gesehen und einen starken inneren Strom gefühlt. Er fragte sich, ob es sich um eine Einbildung handelte. OSHO sagte dazu unter anderem (Seite 177–179):

»Jene Buddha-Statuen, die du in dem Frankfurter Museum gesehen hast, sind die Zustände innerer Ruhe. Wenn eine Person absolut still ist, wird sie in diesem Zustand sein. Wenn innen alles still und ruhig und gelassen ist – nicht ein Gedanke sich bewegt, nicht eine kleine Brise weht; wenn alles gestoppt hat, die Zeit aufgehört hat – dann fühlst du dich auch wie ein Buddha sitzend. Irgendetwas wie dieselbe Geometrie wird in dir geschehen. Es ist objektive Kunst – weniger interessiert an der Wirklichkeit Buddha´s, aber mehr interessiert an den Leuten, die kommen und Buddhaschaft suchen. Die Betonung liegt wo anders: was wird mit denen geschehen, die diese Statuen ansehen, und die vor diesen Statuen niederknien, und die bei diesen Statuen meditieren.

In Indien gibt es Tempel wie in Khajuraho, in denen alle Arten von sexuellen Positionen bildhauerisch dargestellt sind. Viele Positionen sind so absurd, daß selbst ein DE SADE oder ein SACHER-MASOCH nicht in der Lage wären, sie sich vorzustellen. Die aller-pevertierteste Person könnte sich das nicht vorstellen. Zum Beispiel, der Mann und die Frau stehen auf ihren Köpfen und machen Liebe – es scheint nicht so, daß irgendjemand so etwas versuchen oder sich vorstellen könnte. Warum haben sie diese Figuren gemacht? Sie sind Beispiele von objektiver Kunst.

Diese Tempel von Khajuraho waren nicht gewöhnliche Tempel. Sie waren eine Art von Therapie: sie existieren als eine Therapie. Wann immer jemand an irgendeiner sexuellen Perversion litt, wurde er nach Khajuraho gechickt. Er mußte sich all diese abnormen, bizarren Dinge ansehen und über sie meditieren. Er hatte irgend etwas pervertiert in seinem mind: diese Perversion war innen im Unbewußten. Was macht die Psychoanalyse? Sie versucht, die Dinge vom Unbewußten ins Bewußte zu bringen, das ist alles. Und die Psychoanalyse sagt, wenn erst mal etwas vom Unbewußten ins Bewußte kommt, ist es entlastet; dann bist du frei davon.

Nun, das war eine große Psychoanalyse, dies Khajuraho. Ein abnormer, pervertierter Mensch wird gebracht. Er hat seine Perversionen unterdrückt – manchmal brechen sie los, aber er unterdrückt sie weiter. Er weiß, daß da etwas wie eine Wunde ist, aber er war nie in der Lage, es von Angesicht zu sehen. Er wird nach Khajuraho gebracht. Er geht langsam umher, meditiert bei jeder Statue, jeder bizarren Position.

Und eines Tages passt plötzlich eine Position zu seiner inneren Perversion. Plötzlich kommt die Perversion aus dem Unbewußten an die Oberfläche, und sie ist freigesetzt ohne einen FREUD oder JUNG oder ADLER – nur der Tempel tut das. Er wird in den Tempel gelassen. Für ein paar Wochen kann er dort sein. In jenen Tagen war es für jeden Meditierenden, der wirklich tief in die Meditation gehen wollte, gut, einen Tempel wie Khajuraho zu besuchen.

An den Außenwänden des Tempels sind alle diese Statuen – sehr abnorm, sehr verrückt, sehr pervertiert.

Innen sind keine sexuellen Bilder, keine sexuellen Statuen, gar keine Sexualität. Auch BUDDHA´s oder SHIVA´s oder KRISHNA´s Statuen sind dort nicht.

Wo liegt die Bedeutung von all dem? Warum Sex nur an den Außenwänden, aber innen ist kein Sex?

Es ist eine Technik. Erst bewegst du dich an der Peripherie, so daß du dich vom Sex befreien kannst. Wenn jemand fühlt, daß ihn diese sexuellen Statuen nicht mehr anziehen – nun sitzt er einfach vor ihnen, und nichts geschieht innen, er bleibt ruhig und gelassen, keine sexuellen Erregungen, keine Aufregung; er wartet Wochen lang, und keine Sexualität wird gefühlt – dann schließlich ist er in der Lage, in die Tempel hineinzugehen.

Das ist symbolisch. Jetzt kann seine Sexualität über sich hinausgehen. Diese Tempel waren Tantra-Tempel: eines der größten Experimente, die je gemacht wurden. Sie sind nicht obszön, sie sind nicht pornographisch. Sie sind spirituell – ein großes Experiment in Spiritualität, ein großes Experiment, die menschliche Energie in höhere Schichten zu transformieren.

Doch erst muß die Energie von den niederen Schichten befreit werden. Und um sie zu befreien, gibt es nur einen Weg: sie absolut bewußt zu machen, alle Fantasien aus dem Unbewußten in den bewußten Verstand zu bringen. Wenn das Unbewußte vollständig entlastet ist, bist du frei. Dann hast du keine Blockaden mehr, dann kannst du nach innen gehen. Dann kannst du in den Tempel hineingehen. Dann kannst du über BUDDHA, SHIVA oder KRISHNA meditieren.

Es war keine Einbildung, es war objektive Kunst, worüber du unwissentlich gestolpert bist.«

In dem Buch von OSHO, "From Sex to Super-Consciousness" (dritte englische Auflage ca. 1991, ursprünglich in Hindi, dann ins Englische, und vom Englischen für diesen Aufsatz ausschnittweise ins Deutsche übersetzt) steht ab Seite 147:

»Freud hatte nie den normalen, gesunden Sex untersucht. Er war ein Forscher, der sich mit Krankheiten beschäftigte, mit Perversionen, und sein Verstand beschäftigte sich in erster Linie mit Behandlungen, Heilmethoden.

Deswegen, wenn ihr darauf aus seid, die Wahrheiten dessen, was ich sage, bestätigt zu sehen, müsst ihr euch mit der Philosophie von Tantra beschäftigen. Tantra macht schon früh Versuche, Sex zu spiritualisieren, und obwohl wir das Denken über Tantra seid Jahrhunderten verbannt haben, sind die Monumente von Khajuraho und die Tempel von Konarak und Puri lebende Zeugen.

Seid ihr je in Khajuraho gewesen? Habt ihr die Figuren dort gesehen? Wenn ja, dann müsst ihr zwei wunderbare Phänomene erfahren haben. Selbst nachdem man die Figuren von nackten Paaren in sexuellen Verbindung ("intercourse") gesehen habt, werdet ihr keine Gefühl von Vulgarität, Gewöhnlichkeit haben; ihr werdet nichts von Häßlichkeit oder Schlechtigkeit in den Figuren von nackten, kopulierenden Männern und Frauen sehen.

Und das zweite Ding ist, daß ihr ein Gefühl von Friede erfahren werdet. Ein Gefühl von Heiligkeit wird sich in euch entwickeln. Eure Reaktion wird euch überraschen. Die Seher, die diese Statuen erschaffen haben, waren Leute, die spirituellen Sex ganz intim gesehen und erfahren haben.


Wenn ihr einen Mann in den Fängen des Sex seht, wenn ihr in sein Gesicht und seine Augen schaut, sieht er häßlich aus, furchterregend, bestialisch; ihr werdet da eine verstörende und wilde Begierde finden. Wenn eine Frau einen Mann ankommen sieht und er ist voller Begierde, selbst wenn sie ihn mag, wird sie einen Feind in ihm sehen und nicht einen Freund. Er wird für sie nicht einmal menschlich aussehen; er wird wie ein Bote der Hölle sein. Doch auf den Gesichtern jener Statuen werdet ihr den wunderbaren Glanz Buddha´s finden, den feinen Widerschein Mahavir´s. Die Gelassenheit, Klarheit und Heiterkeit des samadhi. Eine klare Heiligkeit strahlt von ihnen aus. Nichts weniger als eine Welle ewigen Friedens wird euch umgeben, wenn ihr bei diesen Statuen meditiert. Ihr werdet von Ehrfurcht ergriffen sein.

Falls ihr fürchtet, daß Sexualität euch überwältigen wird, nachdem ihr die Statuen gesehen habt, ersuche ich euch dringend: geht geradewegs ohne weiteres Zögern nach Khajuraho. Khajuraho ist ein einzigartiges Monument auf dieser Erde, doch Moralisten wie der verstorbene Shree Pushottamdas Tandon und seine Kollegen waren der Meinung, daß die Mauern Khajuraho´s mit einem Mantel von Terracotta bedeckt werden sollten, denn sie glaubten daß die Bilder die Leute sexuell machen.

Als ich das hörte, war ich erstaunt! Die Erbauer von Khajuraho hatten ein Ziel, und das war: wenn Leute vor den Statuen sitzen und über sie meditieren würden, würden sie von den Begierden befreit werden. Für hunderte von Jahren waren diese Skulpturen Objekte der Meditation. Damit ist für uns ein wunderbares Beispiel gegeben worden, daß übersexuelle ("over-sexed") Leute gebeten wurden, zu den Tempeln von Khajuraho zu gehen, bei den Statuen zu meditieren, sich in ihnen zu verlieren.

Obwohl wir oft dieselbe Wahrheit in der alltäglichen menschlichen Erfahrung beobachten, waren wir nicht in der Lage, sie zu sehen. Zum Beispiel, wenn du bei zwei Leuten vorübergehst, die auf der Straße streiten, möchtest du anhalten und den Kampf ansehen. Warum? Habt ihr jemals daran gedacht, was ihr davon habt, andere miteinander kämpfen zu sehen? Ihr laßt für eine halbe Stunde lang eure Arbeit liegen, um die streitenden Leute anzusehen. Ihr geht auch zu Boxwettkämpfen. Warum? Ihr wisst vielleicht nicht, daß sie einen therapeutischen Effekt haben. Indem ihr zwei Menschen miteinander kämpfen seht, ist ein tiefsitzender Instinkt zu kämpfen befriedigt. Er vergeht; er ist hinausgeworfen, und ihr werdet viel ruhiger.

Wenn man sitzt und mit einem friedfertigen Gemüt über Bilder von sexuellen Begegnungen meditiert, kann der innere Wahnsinn, die verrückte Sexualität des Menschen verfliegen.«

Und Seite 151:

»Tempel wie in Khajuraho, Konarak und Puri sollten in jeder Ecke dieses Landes stehen. In den anderen Tempeln ist nichts Wichtiges weiter zu finden; da ist nichts wissenschaftliches, kein Plan, keine Bedeutung in ihnen. Sie werden überhaupt nicht benötigt. Doch die Existenz der Tempel von Khajuraho und den anderen ist voller Bedeutung. Jeder, dessen Kopf voller sexueller Unruhe ist, sollte dort hingehen und meditieren. Wenn er zurückkommt, wird sein Herz leicht sein; er wird im Frieden sein.

Die Tantrikas versuchten, Sex in Spiritualität zu transformieren. Doch die Moralprediger in diesem Land erlaubten der Botschaft nicht, die Massen zu erreichen.«

Hier noch einige Zitate zum Verständnis von OSHO´s Ideen und Erfahrungen über Sex und wie es weitergeht:

Am 15. November 1972 sagte er:

»Jeder Punkt deines Körpers kann zum Objekt um in deine Mitte zu kommen genutzt werden. Zum Beispiel, Tantra nutzt das sexuelle Zentrum [gemeint ist nicht ein Sex-Zentrum im Gehirn sondern das untere Chakra, "Muladhar"]. Tantra arbeitet so, indem es deine Bewußtheit total dahin bringt. Das Sex-Zentrum wird es tun ... Wenn dein Verstand sehr sexuell ist, ist es gut, das Sex-Zentrum zu nutzen. Benutze es, denn deine Bewußtheit fließt natürlicherweise dahin. Es ist dann besser, es auszuwählen.

Aber es ist schwierig geworden, das Sex-Zentrum zu nehmen. Es ist eines der natürlichsten Zentren: deine Bewußtheit wird biologisch dahingezogen. Warum sollen wir es nicht als eine biologische Kraft nutzen zur inneren Transformation? Mach es zu einem Punkt deiner inneren Konzentration.

Doch soziale Konditionierung, sex-repressive Lehren, Morallehren – sie haben einen tiefen Schaden verursacht. Ihr seid von eurem Sex-Zentrum getrennt. In der Tat, unser Bild von unserem wirklichen Selbst schließt das Sex-Zentrum aus. Stellt euch euren Körper vor. Ihr werdet eure Sex-Organe auslassen. ...«

Am 30. April 1979:

»Die ersten Experimentatoren – ihre Namen sind verloren, es muß Tausende von Jahren her sein – die ersten Tantrikas, die ersten Leute, die zum Samadhi durch Sex kamen, sie beobachteten und meditierten, und sie sahen eines: daß Sex lediglich ein physiologischer Auslöser ist für gewisse Dinge, die sich auch ohne Sex auslösen lassen, die durch Meditation ausgelöst werden können. Es gab keine Notwendigkeit, in Sex hineinzugehen. Als sie erst erfahren hatten, daß der Prozess auch durch andere Mittel ausgelöst werden konnte – mit Yoga-Methoden, mit Tao-Methoden, mit Tantra-Methoden, mit Sufi-Methoden – als sie erst wußten, daß derselbe Zustand des Nicht-Ego ("no-ego"), von Nicht-Verstand ("no-mind"), von Nicht-Zeit ("no-time") erreicht werden konnte, ohne in Sex zu gehen, da hatten sie den Schlüssel gefunden. Aber dieser Schlüssel wurde nur gefunden, indem sie sich durch den Sex hindurchgetastet hatten.

Sex ist die echte Wurzel von Religion gewesen, und die sexuelle Erfahrung ist die allererste Erfahrung von Samadhi.«

Unter dem Titel "Chaotische Meditation ..." erscheint in the Osho Times am 16. Mai 1993 das Folgende von OSHO. Er bezieht sich zwar auf die Wirkung der Dynamischen Meditation, aber der Text beschreibt auch in etwa, was im Chakra Puja geschehen kann. Hier spricht OSHO eine sehr mystische Sprache.

»Das Sex-Zentrum kann auf zwei Weisen aktiviert werden. Die erste ist natürlich. Jedesmal, wenn dich jemand vom anderen Geschlecht anzieht, wird das Sex-Zentrum von außen angereizt. ... Wenn dein Sex-Zentrum von außen getroffen wird, beginnt deine Energie nach außen zu fließen – zum anderen hin: das führt dann zu Reproduktion und Geburt. Ein neuer Mensch wird aus dir geboren.

Der Laut HUH [in der Dynamischen Meditation] dringt in dasselbe Energiezentrum ein, aber von innen. Und wenn das Sex-Zentrum von innen getroffen wird, dann beginnt die Energie nach innen zu fließen. Dieser innere Fluß von Energie verändert dich völlig. Du wirst verwandelt: du gebierst dich selbst.


Du wirst nur dann verwandelt, wenn deine Energie in eine andere Richtung fließt als bisher. Bisher fließt sie noch nach außen, aber nun beginnt sie, im Innern zu fließen. Erst fließt sie noch nach unten, aber dann steigt sie aufwärts. Dieses Aufwärtsfließen der Energie wird Kundalini genannt. Du wirst sie tatsächlich in deiner Wirbelsäule fließen fühlen ... und je höher sie dringt, desto höher bewegst du dich mit ihr.

Wenn diese Energie das Brahma Randha [= Sahasrar-Chakra, Scheitel-Chakra] erreicht – das höchste Zentrum in dir, das sich unter der Schädeldecke befindet –, dann bist du auf der höchstmöglichen Stufe angelangt – dann bist du das, was GURDJIEFF als den Mensch Nummer Sieben bezeichnet. Wenn sich deine Energie nur im Sex-Zentrum befindet, bist du Mensch Nummer Eins. Wenn ein wenig Energie zum Herzen steigt, dann bist du Mensch Nummer Zwei, der Mensch mit Gefühl. Wenn Energie zum Intellekt geht, bist du Mensch Nummer Drei, der Verstandesmensch. Das sind die gewöhnlichen Menschentypen – alle neurotisch auf ihre eigene Weise. Der eine ist emotional neurotisch, der andere körperlich, der dritte in seinem Denken. Aber alle drei sind ganz gewöhnliche Menschen.

Mensch Nummer Vier ist einer, der versucht, die Energie nach innen zu leiten. Der Mensch, der meditiert und sich bemüht, seine Neurose, seine Spaltungen, seine Schizophrenie aufzulösen, das ist Mensch Nummer Vier. Indem sich diese Energie nach oben und innen wendet, wird ein höherer Mensch geschaffen. Dieser höhere Mensch ist dann nicht mehr neurotisch, nicht mehr schizophren – er ist heil, er ist ganz.

Dann kommt ein Moment, wenn die Energie sich von deinem letzten Zentrum [dem Brahma Randhra] löst und in den Kosmos aufsteigt. Du wirst zum Übermenschen. Oder, besser, du bist nicht länger ein Mensch. Und erst in diesem Moment – wenn du nicht länger Mensch bist – bist du nicht mehr verrückt. Der übliche Mensch kann also nicht anders als auf irgendeine Weise verrückt zu sein, weil sein Wesen sich nicht kristallisiert hat. Im Gegenteil, er ist nur eine Fassade. Der Mensch ist nichts Abgeschlossenes, sondern eher ein Prozess – auf halbem Weg. Er ist nicht mehr Tier und er ist noch nicht das, wozu er bestimmt ist. Er ist einfach nur auf halber Strecke zwischen Tier und Gott. [NIETZSCHE soll in diesem Zusammenhang gesagt haben: »der Mensch ist eine Brücke«]

Das ist es, was Neurosen erzeugt. Du bist nicht mehr Tier, aber das Tier steckt noch immer in dir. Es zieht dich unentwegt nach unten. Es gibt daran nichts Schlechtes; ein Tier kann nichts anderes tun. Es zieht dich nach unten, weil das seiner Natur entspricht. Aus diesem Grunde zieht es dich ins Sex-Zentrum.

Das Sex-Zentrum ist das höchste Zentrum für das Tier und das niedrigste für den Menschen. Deswegen hat das Tier in dir keine andere Wahl. Es zieht dich zum Sex-Zentrum hinunter. Das aber ist dein niedrigstes Zentrum und nicht deine höchste Möglichkeit. Deine höchste Möglichkeit liegt im Übermenschen – jenseits des Menschlichen; sie ist etwas, das über das Menschliche hinausgeht.

Diese höchste Möglichkeit – der Übermensch, der Gott in dir – zieht dich immerzu nach oben. Diese beiden Zugkräfte erzeugen Schizophrenie. In einem Moment zieht es dich nach oben und du bist wie ein Heiliger, und im nächsten Moment zieht es dich nach unten und du benimmst dich wie ein Tier. Der Geist verwirrt sich. Du kannst nicht mit ganzem Herzen ein Tier sein – du kannst dich nicht mit dem inneren Tier zufrieden geben, weil du immer von der höheren Möglichkeit, die noch im Keim steckt, herausgefordert wirst.

Und so spaltest du dich in zwei Hälften. Du schiebst den tierischen Teil ins Unbewußte ab und identifizierst dich bewußt mit der höheren Möglichkeit, die du aber noch nicht bist. Diese höhere Möglichkeit ist das Ideal, die Vollendung. Soweit du bewußt bist, identifizierst du dich mit der Vollendung, aber unbewußt stehst du am Anfang. Diese zwei Punkte erzeugen Konflikt, und du kannst dem Zwiespalt nicht entkommen, bevor du nicht über das Menschliche hinausgehst. Der Mensch ist Wahnsinn.«

Im Aufsatz "Begegnung von Ost und West" in der Zeitschrift the Osho Times International (OSHO 1995) findet sich das Folgende:

»Drei Jahrhunderte Britenherrschaft in Indien haben Indiens eigenes Erziehungssystem zerstört – das etwas vollkommen anderes gewesen war. Sie haben die östliche Intelligenzia praktisch in eine zweitrangige westliche Intelligenzia verwandelt. Sie haben dem Osten ihre Seuche der Gehetztheit, der Eile, der Unrast, der ständigen Seelenqual und Angst gegeben.

Wenn ihr die Tempel von Khajuraho oder die Tempel von Konarak seht, könnt ihr den Osten in seinem wahren Licht sehen.

Allein in Khajuraho gab es einhundert Tempel; nur dreißig haben überlebt, siebzig sind von den Mohammedanern zerstört worden. Tausende von Tempeln von ungeheurer Schönheit und Plastizität sind von den Mohammedanern zerstört worden. Diese dreißig haben überlebt. Es war nur Zufall, weil sie Teil eines Urwaldes waren. Vielleicht haben die Invasoren sie übersehen.

Aber der britische Einfluß auf den indischen Geist war so groß, daß selbst ein Mann wie Mahatma Gandhi wollte, daß diese dreißig Tempel mit Schlamm bedeckt würden, damit niemand sie sehen könne. Beim bloßen Gedanken an die Menschen, die diese hundert Tempel einst bauten ... jeder Tempel muß Jahrhunderte Bauzeit benötigt haben. Sie sind so zierlich in der Struktur, so wohlproportioniert und schön, daß es auf der ganzen Erde keine Parallele zu ihnen gibt.

Und ihr könnt euch vorstellen, daß Tempel nicht für sich existieren. Wenn es dort einhundert Tempel gab, muß es eine Stadt mit Tausenden von Menschen gegeben haben. Anderenfalls, was sollen einhundert Tempel? Wo sind diese Menschen? Zusammen mit den Tempeln sind diese Menschen abgeschlachtet worden.

Und diese Tempel nehme ich deshalb als Beispiel, weil ihre Skulpturen dem westlichen Geist pornographisch vorkommen werden. Mahatma Gandhi kamen sie jedenfalls pornographisch vor.

Indien hat Rabindranath Tagore so viel zu danken! Er war der Mann, der Mahatma Gandhi und andere Politiker hinderte, als sie hergehen und die Tempel zudecken, sie vor den Augen des Volkes verstecken wollten. Rabindranath Tagore sagte: »Das ist völliger Schwachsinn. Sie sind nicht pornographisch, sie sind absolut schön.«

Zwischen Pornographie und Schönheit ist eine sehr feine Linie. Eine nackte Frau ist nicht notwendig pornographisch; ein nackter Mann ist nicht notwendig pornographisch. Ein schöner Mann, eine schöne Frau, nackt, können ein Inbegriff der Schönheit, der Gesundheit, des Ebenmaßes sein. Sie sind die herrlichsten Geschöpfe der Natur. Wenn ein Reh nackt sein kann und dabei schön – und kein Mensch hält das Reh für pornographisch –, warum kann man dann einen nackten Mann oder eine nackte Frau nicht ebenso als schön ansehen?


Ich bin hundert Mal in Khajuraho gewesen, und ich habe keine einzige Skulptur als pornographisch gesehen. Ein nacktes Bild oder ein nacktes Standbild wird erst dann pornographisch, wenn es deine Sexualität erregt. Das ist das einzige Kriterium: ob es eure Sexualität provoziert, ob es als Anreiz für euren Sexualinstinkt dient. Aber das ist mit Khajuraho nicht der Fall. Vielmehr wurden diese Tempel genau zum entgegengesetzten Zweck geschaffen.

Sie wurden dazu geschaffen, um darüber zu meditieren, wie Mann und Frau Liebe miteinander machen. Und die Steine sind lebendig geworden! Die Menschen, die sie gemacht haben, müssen die größten Künstler gewesen sein, die die Welt je gekannt hat. Sie wurden geschaffen, um über sie zu meditieren, sie waren Gegenstände für Meditation.

Es ist ein Tempel, und die Meditierenden saßen um ihn herum, schauten einfach die Skulpturen an und beobachteten dabei, ob sich in ihrem Innern noch ein sexuelles Verlangen regte. Dies war das Kriterium: Regte sich kein sexuelles Verlangen, war dies das Zeugnis dafür, daß sie die Tempel betreten konnten. All diese Skulpturen befinden sich außen am Tempel, an den Außenwänden; drinnen sind keine Nacktstatuen.

Aber es war nötig, daß die Menschen erst darüber meditieren, und danach war ihnen klar, daß kein Verlangen da war. Im Gegenteil, diese Statuen hatten ihr gewöhnliches Verlangen nach Sex dahinschwinden lassen. Danach waren sie fähig, ins Innere des Tempels zu gehen – anderenfalls durften sie ihn nicht betreten. Das wäre Profanität – ein solches Verlangen in sich zu haben und damit den Tempel zu betreten. Es würde den Tempel beschmutzen ... man würde den Tempel damit beleidigen.

Die Menschen, die diese Tempel schufen, schufen auch eine gewaltige, umfangreiche Literatur. Der Osten ist früher nie sexuell repressiv gewesen. Vor Buddha und Mahavira war der Osten niemals sexuell repressiv gewesen. Erst mit Buddha und Mahavira wurde Enthaltsamkeit zum ersten Mal spirituell. Im übrigen waren alle Seher der Upanishaden und der Veden verheiratete Leute; sie waren nicht enthaltsam, sie hatten Kinder.

Und das waren keine Leute, die der Welt den Rücken kehrten; sie hatten allen erdenklichen Luxus und Komfort. Sie lebten in den Wäldern, aber sie bekamen alles von ihren Schülern geschenkt – von den Königen, von ihren Liebenden. Und ihre ashramas, ihre Schulen, ihre Akademien im Wald waren sehr wohlhabend.

Mit Buddha und Mahavira fing der Osten eine kranke Tradition des Zölibats, der Repression an. Und als das Christentum nach Indien kam, kam ein starker Trend der Repression. Diese dreihundert Jahre Christentum haben die östliche Psyche fast so repressiv gemacht wie die westliche Psyche.

Jetzt also sind meine Methoden (der Dynamischen und der Kundalini-Meditation) anwendbar auf beide. Ich nenne sie vorbereitende Methoden. Sie sollen alles zerstören, was euch davon abhalten kann, in eine stille Meditation zu gehen. Sobald Dynamische oder Kundalini-Meditation ihren Zweck erreicht haben, seid ihr klar, habt ihr alles Repressive gelöscht, habt ihr die Hetze, die Eile, die Ungeduld gelöscht. Jetzt ist es euch möglich, in den Tempel einzutreten.

Das ist der Grund, warum ich über das Akzeptieren der Sexualität gesprochen habe, denn ihr könnt Repression nicht loswerden ohne den Sex zu akzeptieren. Und ich möchte, daß ihr vollkommen sauber, natürlich werdet. Ich möchte, daß ihr in einem Zustand seid, wo diese einhundertzwölf Methoden für euch praktikabel werden.«


Im Buch von Bhagwan Shree Rajneesh (das ist der vorherige Name von Osho), "Goldene Augenblicke, Portrait einer Jugend in Indien", spricht Osho über sein Erleben in Khajuraho, zum Beispiel auf den Seiten ab 48, oder hier, Seite 50: »Khajuraho – der Name schlägt Glocken der Freude in mir an, als wäre er vom Himmel auf die Erde gekommen. Khajuraho in einer Vollmondnacht gesehen zu haben, heißt alles gesehen zu haben, was sich lohnt. Meine Großmutter wurde dort geboren. Kein Wunder, daß sie eine schöne Frau war, mutig und gefährlich. Sie riskierte.«


Für Bhagwan Shree Rajneesh (= Osho) war Khajuraho ein Ort, an dem ein Mensch das drängende Bedürfnis nach Sex zurücklassen kann, er kann dort den Sex als eine Art Startbahn zu höherer spiritueller Entwicklung nutzen. »Sexualität kann auf die spirituelle Ebene gehoben werden!«  (Seite 168). In diesem Sinn gibt es in  Indien nur wenige Tempel, die mit solcher Kraft dem spirituellen Wachstum der Menschen dienen.

Der Weg kann über eine Verlängerung und Bewußtwerdung des Orgasmus´ gehen. Das beschreibt er in seinem Buch »Vom Sex zum kosmischen Bewußtsein«, Seiten 148, 152, und besonders 162, wo er sagt:

»Ein Mensch, der über den Sex hinausgegangen ist, kann Kinder zeugen, aber dann haben Zeugung und Geburt eine völlig andere Bedeutung und finden auf einer anderen Ebene statt. Dann sind die Nachkommen keine Zufallsprodukte eures unbewußten Geschlechtstriebs, sondern bewußt von euch eingeladene Gäste. Doch so wie die Dinge jetzt sind, werden Kinder aus Versehen empfangen. Eure Kinder sind ungeladene Gäste.« (S.162)


»Nur Leute, die über den Sex hinausgegangen sind, können ein Kind ins Leben rufen, das nicht ein Zufallsprodukt ihres sexuellen Vergnügens ist.« (S. 163)


»Ein Kind, das aus der spirituellen Vereinigung zweier Liebender, die über den Sex hinausgegangen sind, ins Leben tritt, wäre in keiner Weise erblich vorbelastet. Es wäre körperlich und seelisch von einer Gesundheit und Langlebigkeit, die wir uns jetzt kaum vorstellen können « (S.164)


Dieses Buch »Vom Sex zum kosmischen Bewußtsein« ist im Handel nicht mehr erhältlich, ihr könnt ihr hier lesen: http://kosmicum.blogspot.de/2012/07/einleitung-erster-vortrag.html  .


















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